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Akanthamöben Keratitis - was nun?
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Europa-Spezial-Ticket DB nach Wien - Nie wieder! (Unsere Probleme in Breclav)

Auch das mit dem Reisen ist so eine Sache für sich!

Mittlerweile war ich ein paar Mal schon in Wien, anfangs wurde ich mit dem Auto mitgenommen, als das nicht mehr vereinbar war, fuhr ich mit dem Zug da runter.

Als erstes habe ich mir natürlich eine Bahncard50 geholt, wenn schon Geld in den Wind schießen, dann doch bitte so, dass es mich nicht vollends in den Ruin treibt!

 

Da ich recht faul bin und vor allem auch Panik vor allen möglichen Eventualitäten habe, suchte ich mir bisher immer einen Fahrplan heraus, der nur 1 bis maximal 2Mal umsteigen enthielt, MINDESTENS eine halbe Stunde Aufenthaltszeit denn Frau muss ja zwischendurch auch mal um die Ecke, um den angstbedingen Kaffee loszuwerden und vor allem für Nachschub sorgen.

Zudem ist das Ausmachen des Gleises, an welchem der nächste Zug fährt, oftmals auch gar nicht so einfach, wie man sich das als naiver Mensch, der das letzte Mal als Teenie zur Klassenfahrt die DB innerhalb einer Gruppe nutzte, vorstellt.

Wenn der Zug dann noch Verspätung hat, bricht schnell die Panik aus – verschwitze Menschen kämpfen sich die Bahnsteige entlang, obwohl keiner so wirklich einen Plan hat, Schweißperlen benetzen den Boden, wodurch der eine oder andere zu Fall kommt, noch volle Kaffeebecher werden in Panik in den nächsten Papierkorb geworfen, da die Verbrühungsgefahr beim Eilen einfach viel zu groß ist.

Für einen selber und – für die Nebenanstehenden.

All diese „Eventualitäten“ rechnete ich von meiner ersten Fahrt an ein.

Der Hinweis meines Onkels, ich solle ein Europa-Spezial-Ticket erwerben, welches nur 39Euro kostet, stieß bei mir, als ich die Umsteigeanzahl und die Umsteigezeit sah, sofort auf Ablehnung.

Drei bis acht Minuten – dazu noch in Tschechien. Der Termindruck rechtzeitig in Wien anzukommen, die Tatsache dass teilweise erst gar kein Gleis angegeben ist, an dem man ankommt und vor allem wieder abfährt, versetzten mich beim bloßem Denken daran in einen schüttelfrostartigen Zustand.

 

Dieses Mal allerdings fuhr meine Mam mit, somit fühlte ich mich furchtlos und unbesiegbar wie der kopflose Reiter, wird sich schon alles klären, wird schon irgendwie alles klappen und wir an unserem Endziel ankommen.

Muddi is ja dabei!

Nach dem Auszug in die WG, welche sich als Tor zur Hölle erwies, meinem darauffolgendem Stress mit meinem Mitbewohner, meinem erneutem Umzug in die zumindest Wohnungstechnische Unabhängig- und Selbstständigkeit, konnte ich mich nun also wieder getrost fallen lassen.

Und somit schlüpfte ich nach langer Zeit mal wieder in die Rolle des Kindes, welches sich um nichts kümmern muss, eine Arschruhe weghat und sich auf Muddi verlässt.

Minutenweise verwandelte ich mich dann wieder in den rumfläzenden Teenie, rufend nach Bier, auf dem Boden sitzend und mit einer Kippe im Mund jammernd.

 

Dies vor allem, als wir unseren zweiten Anschlusszug verpassten.

Von 12:00 bis 19:30 hatte alles geklappt. Erst erlebten wir den bereits mir bekannten Luxus, welcher sich da ICE nennt. Die erste Fahrt dauerte jedoch nur anderthalb Stunden, welche viel zu schnell vorbei gingen.

Doch – wer hoch fliegt, kann tief fallen, dies war uns jedoch nicht bewusst, sonst hätten wir bestimmt schon nach 5 Minuten Reise angefangen zu heulen und zu schimpfen, im Wissen, was uns erwarten würde.

Die 4 Minuten Umsteigezeit in Dresden, welche mir, wäre ich allein gereist zuvor sicherlich tagelang schlaflose Nächte bereitet hätte, schafften wir tatsächlich ohne Probleme, jedoch nicht ohne uns mehrfach zu versichern, dass wir richtig sind.

 

Auf der Suche nach den reservierten Plätzen durchquerten wir einen bestialisch stinkenden Abteil, und ich befürchtete schon, unserer würde genau riechen.

Missmut machte sich breit.

Als wir unsere reservierten Plätze erreichten und die dort sitzenden darauf hinwiesen, dass wir für diese bezahlt hatten, trafen uns Laserartige fiese Blicke, vor allem die etwas gesetztere Dame, welche kein Wort sprach, warf uns Blicke zu, dass ich dachte: „Gott sei Dank können Blicke nicht töten, sonst wären wir sofort umgefallen…“.

In diesem Zug fuhren wir also einige Stunden weiter, bis nach Breclav, wo unser nächster kurzer Aufenthaltsort war. Zumindest dachten wir so.

 

Ich litt während dieser Fahrt tausend Tode.

Wie ich schon in meinem vorherigen Artikel erwähnte, habe ich immer solch ein Pech, und dieses Mal wieder.

Neben mir saß ein Herr, der einen solchen Mundgeruch hatte, dass ich am Ende der Fahrt eine Nackenstarre hatte, da ich die ganze Zeit über meinen Kopf starr in die Richtung des „Fensters“ richten musste, um diesem zumindest ein wenig zu entgehen.

Ich stellte mich tot, da die Leutchen in meinem Abteil sehr gesprächig waren und ich meinen Blick nach vorne hätte richten müssen, um nicht unhöflich zu erscheinen sollten sie mich in ihr Gespräch mit einbinden wollen.

Als ich irgendwann dann die Toilette aufsuchen musste, da ich es wirklich nicht mehr aushielt, bekam das Wort „Grauen“ eine ganz neue Bedeutung für mich.

Die Klos in den Bahnen sind natürlich nie der Renner, aber wie manche Leute sich hier aufgeführt haben müssen, ließ mir die schlimmsten Bilder in den Kopf schießen, mich überkam ein solcher Ekel, dass ich schlagartig keinen Drang mehr verspürte und entsetzt das Weite suchte.

In diesem Zug gab es ab der Tschechischen Grenze keinerlei Ansagen mehr, sodass wir uns irgendwann wunderten, ob wir unseren Bahnhof verpasst hatten, bis wir dann mitbekamen, dass der Zug einfach nur unglaubliche Verspätung hatte.

Wir hätten in Breclav 8 Minuten Umsteigezeit gehabt, unser Zug jedoch trudelte dann mit sagenhaften 40 Minuten Verspätung ein.

Die Schaffnerin, die noch vorm Ausstieg unsere Tickets erneut kontrollierte, erklärte einer Frau in unserem Abteil, die zum Glück fließend tschechisch sprechen konnte, dass ein Zug in Breclav nach Wien fahren würde und sie wollte auf Anfrage der Dame dort anrufen, damit er warten würde.

Uns wurden folgende Informationen zuteil:

Der Zug ist rot. Der Zug fährt seeehr langsam.

Ganz wichtig: Der Zug ist rot und er fährt seeeeehr langsam.

Sie wiederholte es immer und immer wieder…

Wir bedankten uns recht herzlich und waren froh, dass wir nun nicht ewig dort verweilen mussten und doch einen Anschluss bekamen. Nebenbei erfuhren wir von der Dame, dass dieser Zug IMMER Verspätung habe, man NIE den Anschluss schaffe. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund für diesen spottbilligen Preis, dachte ich mir dann so.

Nun, wir kamen also in Breclav an und hielten Ausschau nach einem roten Zug.

Aber… weit und breit.. KEIN roter Zug. Wir rannten alle wie verrückt gewordene Schafe die Gleise entlang, suchten verzweifelt nach Beschriftungen, Bahnangestellten, einem roten Zug.

Meine Hilferufe beispielweise, gerichtet an einen Zugführer („red train, Wien, Vienna???“, „roter Zug, Wien, Vienna, müssen nach Wien, Vienna“ „Vienna, We’re searching for a red train to vienna“) stießen nur auf Unverständnis, doofe Blicke seitens des Zugführers und Kopfschütteln.

So ging es uns allen, keine Sau verstand uns.

Wir kamen schließlich an einen Gleis, auf dem ein Zug stand, dessen erster Abteil rot war, die restlichen jedoch – grün!!!!

Da keiner, aber auch wirklich KEINER uns verstand (wir waren mittlerweile eine große Meute, die sich suchend nach dem Zug nach Wien umsahen und verzweifelten), stiegen in diesen Zug kaum Menschen ein, aus der Angst heraus, man könnte dann ganz ganz woanders landen, als eigentlich geplant.

Zudem, als wir uns umsahen, stellten wir fest, dass bei ALLEN Zügen der erste Abteil rot war und die restlichen entweder blau oder grün…

Die Anzeigetafel in der Halle, welche eigentlich Aufschluss über den Abfahrtsgleis geben sollte, verriet uns auch nichts.

Später dann wurde uns zuteil, dass dieser Zug, vor dem wir standen, der richtige gewesen wäre.

Wir fandenspäter dann zum Glück heraus, wie man in Breclav ersieht, wo die Züge anfahren (es gibt dort Papier-Fahrpläne und festgelegte Gleise, wo die regulären Züge einfuhren) und welchen Zug wir nehmen mussten, wenn wir am Abend noch nach Wien kommen wollten.

Anderthalb Stunden hingen wir dann dort fest, und ich beschloss, zu jammern und zu krakeelen, zumindest immer mal ein paar Minuten zwischendrin. Zum Glück hatte ich mir ein fettes Lunchpaket eingepackt für den Tag – eben für solche Eventualitäten und so konnte ich meinen Frust zumindest einen Teil wegfressen.

Nun, wir nahmen also den nächsten Zug nach Wien, wobei hier noch kurze, heftige Aufregung entstand, da der vordere Teil nach Wien war für und der hintere Teil – ich weiß nicht mehr wohin, aber auf jeden Fall irgendwohin, wo wir eben nicht hinwollten.

Zum Glück bekamen wir dies noch rechtzeitig mit, meine Nerven lagen danach jedoch wieder blank.

Die Reise dann dauerte zum Glück nicht mehr all zu lange. Wir kamen zwar nicht am Bahnhof heraus, was aber nicht so schlimm war, da Wien zwar groß ist aber wir zufälligerweise relativ nahe am Endziel ankamen.

 

So dauerte unsere Restreisezeit vielleicht noch eine halbe, dreiviertel Stunde und wir fielen total erschöpft und todmüde ins Bett, wo ich zugleich begann, diesen Text hier zu schreiben, da ich immer noch ein wenig wütend war.

 

Die Rückreise verlief zum Glück weniger spektakulär, wir wussten ja nun in Breclav, wie wir unseren Gleis herausfinden.

Dieses Mal sogar wurden Ansagen auch in Deutsch gemacht, was bei der Hinreise nicht der Fall war.

Jedoch sollte man hier, bis man tatsächlich im richtigen Zug sitzt, durchweg aufmerksam sein, denn nicht mal eine Minute, bevor der Zug einfuhr, sagte man auf einmal einen ganz anderen Gleis an und das Gerenne einer riesigen Traube , wovon die meisten der Beteiligten fluchten, warum man das nicht hätte 2 Minuten eher ansagen können, begann.

 

Als ich dann wieder in meiner Wohnung war, erledigte ich kurz noch ein paar wichtige Telefonate, wonach ich völlig am Ende mit meinen Kräften und Nerven in mein Bettchen fiel und erstmal viele Stunden lang schlummerte, um mich von den drei Tagen Aufregung ordentlich zu erholen.